Der Nowgoroder Kreml, den der Volksmund in alten Zeiten auch Detinez nannte, wurde vom Fürsten Jaroslaw angelegt. Das ist der älteste erhalten gebliebene Kreml in Russland. Erste schriftliche Erwähnung dieser Burg erfolgte im Jahr 1044.
Der Kreml war das Verwaltungs-, Gemeinschafts- und Religionszentrum von Nowgorod. Hier versammelte sich das Wetsche, das Organ der Nowgoroder Selbstverwaltung. Hier wählte man den Possadnik – den Stadthauptmann. Von hier aus marschierten die Truppen von Alexander Newski in den Kampf gegen die Schweden. Die Wände des Kremls boten der Hauptkirche, der Sophienkathedrale, und der Residenz des Kirchenoberhauptes Schutz. Im Kreml führte man Chronographie, dort wurden Bücher gesammelt und nachgeschrieben.
Der schönste Weg zum Nowgoroder Kreml, der seine Wände bewundern lässt, ist der Fluss Wolchow, der dem Ilmensee entspringt. Unterwegs sieht man die Ortschaft Gorodischtsche („Burgstadt“), dank der Nowgorod seinen Namen (vom Wort „nowyj“ – „neu“) bekommen hat: Die im 10. Jahrhundert angelegte Burg war neuer als Gorodischtsche. Nahe Gorodischtsche sieht man die roten Ziegeltürme und die Wände der Burg. Der Kreml, der bei jedem Wetter wunderschön ist, schwebt über den modernen Bauten. Das Glockengeläute über dem Wasser, das dutzende Kilometer weit verbreitet wird, stärkt das Gefühl der Märchenhaftigkeit. Wenn man sich dem Kreml nähert, sieht man Einzelheiten: Waffenschlitze, Mauerzinnen, alte und relativ neue Gebäude.
Durch den Kreml geht der Weg, der zur Brücke führt. Diese Brücke verbindet die Seite der Sophienkathedrale mit der Handelsseite – wie in alten Zeiten. Vom östlichen Bogen sieht man die Residenz (Dworischtsche) des Fürsten Jaroslaw und das Antonius-Kloster, und bei klarem Wetter ist sogar der Glockenturm des Juri-Klosters zu sehen. Der 41 m hohe Wachturm trägt seit Beginn des 19. Jahrhunderts den Namen Kokuj. Von diesem Turm sieht man die ganze Stadt und die herumliegende Gegend. Im südlichen Teil der Gegend hat sich die Landschaft so gut wie nicht verändert. Wie vor 1000 Jahren fließt der Wolchow aus dem Ilmensee und umspült zahlreiche begraste Inseln. Die Wikinger nannten diese Gegend Holmgard – „Land der Inseln“.
Heute ist der Kreml ein kulturelles und touristisches Zentrum. Hier befinden sich die Hauptausstellungen des Nowgoroder Museums, die Restaurierungswerkstätten, die Bibliothek, die Philharmonie, die Kunstfachschule, die Malerschule und die Musikschule. Das Bauensemble des Kremls ist einzigartig und malerisch, das macht den Spaziergang durch den Kreml angenehm und hinreißend.