- die älteste Stadt Russlands, die Wiege der russischen Demokratie, der Mittelpunkt für Handel und Handwerk im Mittelalter, der wichtigste Handelspartner der Hanse im 12.-15. Jahrhundert - war sozusagen eine Grenzregion zwischen zwei Zivilisationen, ein Bindeglied zwischen dem mittelalterlichen Europa und Russland.
Hier wurden nie die typischen russischen Bastschuhe getragen, sondern Lederstiefel. Die Straßen wurden gepflastert. Hier schrieb man die ersten russischen Bücher, die Stadtbewohner führten regen Briefwechsel. Davon zeugen die Urkunden aus Birkenrinde, die man bei den archäologischen Ausgrabungen fand. Hier wählte das Volk seine Fürsten oder setzte sie ab, Nowgorod war eines der bedeutendsten Hansekontore.
Die Hansekaufleute ließen sich beim Stadtmarkt auf dem Jaroslaw-Hof nieder. Den Peter- und den Olaf-Hof mit den Namen gebenden Kirchen umzäunte man mit starken Holzpfählen, und so sah das Ensemble einer Festung ähnlich aus.
Die Gesamtversammlung der Kaufleute - der „Steven“ -, die die wichtigsten Entscheidungen traf, fand auf dem Kirchenplatz statt.
Die Höfe umfassten außerdem zweistöckige Wohnhäuser für die Kaufleute, ihre Handlungsgehilfen und Lehrlinge, Kaufläden und Lagerräume, eine Mühle, eine Brauerei, ein Bad und eine Krankenstube. Vor anderen Hansekontoren zeichnete sich die Niederlassung in Nowgorod aus durch möglichst wenige Kontakte zu ihrem Standort. Sogar die Nowgoroder Behörden durften sich in die Belange des Hansekontors nicht einmischen. Nowgorod war ein Treffpunkt der russischen und hanseatischen Kaufleute.
Die wichtigsten russischen Exportartikel im Mittelalter - Pelze und Wachs - waren überall in Europa hoch geschätzt. Viele europäische Monarchen und Adlige besaßen prachtvolle Mäntel und Hüte aus kostbaren Nowgoroder Pelzen – Hermelin, Zobel, Marder. Kerzen aus russischem Wachs erleuchteten die monumentalen Chöre der gotischen Dome. Beizvögel, Fertigleder und Lederwaren kamen nach Europa, wo Schuhe aus Nowgorod sehr gefragt waren.
Aus Europa eingeführte Waren kamen von Nowgorod aus in andere russische Städte: teures Tuch und Gewebe, aber auch Buntmetalle, die von den berühmten Nowgoroder Handwerkern weiterverarbeitet wurden. Vom Inlandshandel profitierten allerdings nur die russischen Kaufleute, weil die Deutschen ihre Güter ausschließlich in Nowgorod verkauften. Die Hansa-Kaufleute führten die griechischen, französischen, spanischen und natürlich die Rheinweine nach Nowgorod ein, auch Ostseehering, Salz, bei Missernten auch Brot.
Die Hanse kam den Nowgorodern mehrmals zu Hilfe. Die Chronik berichtet, dass die im Jahre 1231 in Nowgorod ausgebrochene Hungersnot nur Dank der Getreidelieferungen aus den Hansestädten gelindert werden konnte.
Zahlreiche Verträge und die Kontorordnung „Schra“ regelten die Handelbeziehungen zwischen Nowgorod und der Hanse. In erster Linie versprachen sie den beiden Parteien den rechtlich geschützten und zollfreien Handel in Nowgorod und im Ostseeraum.
1993 wurde Nowgorod als erste russische Stadt Mitglied des Hansebundes der Neuzeit. Seither zeigt Nowgorod seine Jahrhunderte alten Traditionen bei den jährlichen Internationalen Hansetagen.
2009 feierte Welikij Nowgorod sein 1150-jähriges Stadtjubiläum. Unter dem Motto „Grenzen erweitern...“ lud die Stadt aus diesem großen Anlass zum „29. internationalen Hansetag der Neuzeit“ herzlich ein.