An den alten Jaroslaw-Hof schloss sich der berühmte Marktplatz an, wo man den lebhaften Handel führte und nicht nur die Waren aus der Fremdelieferung, sondern auch die einheimischen Produkte der Handwerker verkaufte. Für die Messen waren die geräumigsten städtischen, ruralen und dörflichen Plätze vorgesehen.
Gewöhnlich wurden die Messen während der Kirchengemeindefesten durchgeführt oder wurden mit der Ehrung von den orthodoxen Heiligen verbunden. Mehr als zwanzig Messen existierten in den Städten und Vorstädten von Nowgorod, und im ländlichen Gebiet gab es mehr als 400 Messen. In den Messezelten, Buden, Geschäften, Verkaufskiosken konnte man Produkte, Fabrikwaren kaufen. Auch die Handwerker und Handwerksmeister präsentierten ihre für das Leben und für die Wirtschaftsführung notwendigen Waren. Die Messen waren nicht nur die Plätze, wo man Handelsgeschäfte führte, sondern auch eine Art der Feste, auf die die Leute warteten und sich sorgfältig vorbereiteten. Sie kamen elegant gekleidet zur Messe, trafen sich mit den Bekannten, Verwandten aus den nahen und fernen Dörfern und Dorfsiedlungen zusammen, tauschten die Nachrichten aus, behandelten die interessanten Fragen.
Unsere Voreltern waren die echten Bastler. Fast jeder Mann im Dorf beherrschte meisterlich die Axt, konnte ein Bauernhaus oder ein Dampfbad machen, und jede Frau konnte Tücher verspinnen und weben. Das Holz wurde nicht nur im Bauen, sondern auch in der Tischlerei, Böttcherei, im Wagnerei, im Möbelbau benützt. Die weitgestreute Verbreitung bekam die Herstellung der Wannen, Mörser, Maße, des Geschirrs und der anderen Haushaltsgeräte. Die Bauer machten die Tragstangen, die Schaufeln, die Spindeln, die Bogen, die Kufen und die anderen im Haushalt notwendigen Sachen. Sie beschäftigten sich mit dem Geflecht aus verschiedenen natürlichen Materialen: aus Birkenbast, Baumbast, Wurzel, Stroh, Holzspäne, Spießgerte. Die Flechtwerke wurden unter allen Volksschichten verkauft.
Die Hanf- und Flachsbearbeitung existierte im Wesentlichen im Form der Hausproduktion. Aus dem Spinnstoff spindelte man mit dem Spinnrad und Spindel oder mit dem Flügelspinnrad die Fäden für das Gewebe. Die Fäden und Stoffe färbte man zu Hause oder in den Werkstätten. Die Meisterinnen dekorierten die Webwaren mit den Stickereien. Von den Arten des Gewebes ist die Stickerei Krestezkaja Strotschka besonders verbreitet. Aus Hanf- und Flachsspinnstoffen machte man Stricken und Seile, die Netze, die Fischgarne und die anderen Fischfangvorrichtungen mit der einfachen Werkzeugmaschine.
Die Töpferei war seit den Vorzeiten berühmt. Die Töpfermeister aus Nowgorod arbeiteten mit der Töpferscheibe. In der Arbeit benützten sie die verschiedenen Bearbeitungsverfahren, also die Glättung, das Umschweißen, die Schwärzung, das Glasieren. Die Waren – die Ofenhaken und Kannen, verschiedene Töpfe, Schreine, Butterdosen, Handwaschbecken, Mutten, Kinderspielzeuge – fuhren die Töpfer in großer Menge zu den Messen aus.
Das Handschmieden ist eines der ältesten Metallbearbeitungsverfahren. In den Schmieden wurden die Ackerbaugeräte, Tierhaltung- und Fischereiwerkzeuge, der Hausrat, die Werkzeuge für das Handwerk und das Gewerbe, usw. Die Schmiede beschlugen die Pferde, wickelten das „Reifen“ ab: sie brachten die ausschmiedeten Metallradfelgen an die Wagenräder an.
Von den mit der Bearbeitung der tierischen Produkte verbundenen Gewerben hob sich die Lederherstellung und auch die Kürschnerei, die Riemerei und das Handwerk des Schusters ab. Im Ledergewerbe bearbeitete man das Leder verschiedener Sorten, auch das Claceleder, das Gemsleder, den Schafspelz und die anderen Pelze (in der Kürschnerei). Die Sattler machten das Kutschgeschirr, die Gürtel, die Beutel, usw. Aus Schafpelz nähten die Meister Pelze, Halbpelze, Schafspelze, Mützen, Handschuhe. Die Wolle wurde in der Herstellung der Filzstiefel, Handschuhe, Hüte, Kummete, Tuchwaren benützt. Die Schuhmacher fertigten die Stiefel, Schuhe, Halbschuhe verschiedener Art und die anderen Waren nach Maß an.
Einige Bauern machen das Gewerbe zur Lebensarbeit. Die Holz-, Lehm- Faserstoff- Metallbearbeitung und die Bearbeitung der anderen natürlichen Materialen, wie die Landwirtschaftsproduktverarbeitung existierten in Form der Hausproduktion und des Heimgewerbes. Der Ruhm von einem tüchtigen Schmied, Böttcher, Töpfer, Bautischler und die anderen Meister verbreitete sich schnell in der Gegend. Die Leute, die schön, freudig, gut arbeiten könnten, hatten das große Ansehen. Solche Arbeitseinstellung und Verhaltung zu den arbeitsamen Menschen wurden von Generation zu Generation tradiert.
Im Volk sagte man so: „Die Arbeit für die Hände, die Feier für die Seele“, „Die Arbeit und die Hände sind die zuverlässigen Bürgschaften für die Leute“, „Am Handel erkennt man den Wandel“.
In der Ausstellung „Die Arbeit für die Hände, die Feier für die Seele“ können die Besucher sich mit der Messekultur der Bauern aus Nowgorod, mit den traditionellen Gewerben und Handwerken bekanntmachen, die für das Dorf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – Beginn des 20. Jahrhunderts charakteristisch waren.
In der Ausstellung werden die interaktiven Besichtigungen mit dem Spinnerei- und Webereiunterricht, und auch die Workshops im Einwalken der Souvenirs aus Schafwolle, in der Wirkarbeit, Häkelei, Strickerei, in der Fertigung der Sockenpuppen durchgeführt. Jeder Interessierte kann sich als Meister oder Meisterin ausprobieren, die Grundlagen des Handwerks lernen, ein Erinnerungsstück mit eigenen Händen machen.